ERFAHRUNGSINFORMATION

ANHAFTUNG UND KARMA

ALS INHALT EINER SEELE


 

 

”Menschen, die nach keinen Dingen trachten, weder nach Ehren noch nach Nutzen,

noch nach innerer Selbstaufopferung, noch nach Heiligkeit noch nach Belohnung,

noch nach dem Himmelreich...: in solchen Menschen wird Gott geehrt. (Meister Eckhart)

 

 

ÜBERSICHT


  • Der allumfassende Informationsinhalt des „Möglichkeitsraumes“ wird hierbei jeweils durch einen individuellen „Filter“ eingegrenzt, dessen Komponenten sich -bildlich gesprochen- an den Rändern der betreffenden Überlagerungszonen der „tripolaren Informationsfelder“ mit dem „Energiefeld“ befinden. Diese Komponenten sind sozusagen die „Projektionslinsen“, über die ein jedes „EGO“ auf eine „Lebenslinie“ in seiner individuellen „Wirklichkeit“ abgebildet wird. Die bei diesem Vorgang auftretenden „Projektionszonen“ entsprechen eventuell den „Chakren“.
  • Der Inhalt dieser „Filter“ ist identisch mit jener Instanz, die wir als „individuelle Seele“ bezeichnen. Eine solche ist ein Konglomerat aus gesammelter „Erfahrungsinformation“ aus allen „durchlebten“ Lebenslinien eines „EGOs“
  • Die „Natur“ und das „Wesen“ dieser „Erfahrungsinformation“ bestimmt über Resonanzvorgänge die Eigenschaften und den Charakter des durch sie abgebildeten „EGOs“ und seiner „Welt“. „Störungen“ oder „Ablagerungen“ auf diesem „Filter“ führen zu einem unvollständigen, verzerrten und auf diese Weise für ein „EGO“ „leidbehafteten“ Wirklichkeitsabbild.
  • Ein „Filter“ ohne störenden Inhalt würde die unverfälschte Abbildung des „ICHs“, des „Selbst“ -des „alldimensionalen Wahrheitskörpers“- in der „Wirklichkeit“ bedeuten. Durch dessen „Vollständigkeit“ endet jede „Bewegung in der Zeit“ und damit das „Auslesen“ einer weiteren Lebenslinie.

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„ERFAHRUNGSINFORMATION“

 

Allgemeine Definition:

  • „Erfahrungs-“ oder „Rückkoppelungsinformation“ besteht aus „gedanklichen Inhalten“, die von einem „EGO“ während eines „Lebens“ bei seiner Bewegung auf der von ihm ausgelesenen „Wirklichkeitslinie“ aufgenommen und wieder im „morphischen Feld“ als „Erinnerung“ abgespeichert worden sind. Durch diesen Vorgang wird für das über die „individuelle Seele“ abgebildete „EGO“ das Phänomen des „subjektiven Zeiteffektes“ bewirkt.
  • Alle „positiven“ und „negativen“ Erfahrungsinhalte, d.h. „Erlebnisse“, werden auf diese Weise aufbewahrt, und haben ganz allgemein über „Resonanzmechanismen“ entscheidenden Einfluß auf die weitere Auswahl der Information der Ursachenebene, die in eine „Wirklichkeit“ abgebildet wird. Sie sind hierbei eine Art „Filter“, der eine entscheidende Rolle bei der Formung der „zukünftigen Lebenslinie“ des betreffenden „EGOs“ spielt. Ihre Erscheinungsformen nach der Art Ihrer Speicherung sind: „Anhaftungen“ und „Karma“.

 

„Anhaftungen“

  • Definition: eine „Anhaftung“, so wie sie in unterschiedlichen spirituellen Lehren und Denkrichtungen und auch in diesem Text verstanden wird, ist die „intensiv emotional aufgeladene gedankliche Struktur“ einer „Erfahrungsinformation“, die sowohl im „Arbeitsspeicher“ eines „EGOs“, also in seinem Gedächtnis, als auch im „morphischen Feld“ abgespeichert ist. Die Speicherung dieser „negativen“ und „positiven“ „Erfahrungen“ ist abhängig von ihrer „energetischen Aufladung“. Je höher die „emotionale“ Intensität einer solchen „Erfahrung“ ist, desto wirksamer ist offenbar der Speichereffekt, und desto stärker daher ihre „Anhaftung“. Den stärksten Effekt haben hierbei alle Erfahrungen, die von „Angst“, gleich welcher Ausrichtung, geprägt sind.
  • Anhaftungen“ sind „Störfaktoren“ auf dem „Abbildungsfilter“ der „Seele“. Sie verhindern die unverfälschte Projektion des „ICHs“ und verursachen auf diese Weise „Leid“. Sie haben vermutlich einen mehr oder weniger unmittelbaren Einfluss auf die konkrete Entwicklung einer „gegenwärtigen Lebenslinie“. Je stärker sie also „anhaften“, d.h. je mehr sie mit direkter oder indirekter Angst besetzt sind, desto intensiver ist ihre Auswirkung auf die Struktur der durch sie abgebildeten Wirklichkeit.

Formen von „Anhaftungen“

Aktives Anhaften eines „EGOs“: der starke Wunsch, Dinge zu besitzen, oder Ziele für sich unbedingt erreichen zu wollen, immer in der Absicht, hierbei einen angenehmen Effekt für sich zu erzielen. Dieses Motiv entspricht der Angst vor dem unangenehmen Zustand, diese Dinge nicht zu haben. Es ist dies die „Angst“, im Leben „zu kurz zu kommen“ oder etwas zu verpassen.

Symptome: z.B. Gier, Neid, übertriebener Ehrgeiz, Egoismus, Besitzstreben, Habsucht, Genusssucht in jeder Form, Fitness-, Gesundheits- und Jugendwahn etc., aber auch die Angst, sozusagen „positive“ Erfahrungen, wie z.B. Reisen, familiäre oder anderweitig schöne Erlebnisse zu verpassen.

 

Passives Anhaften: man wird verfolgt von Situationen und gedanklichen Inhalten, die man eigentlich vermeiden möchte, vor denen man also „Angst“ hat, die man aber nicht loslassen kann, wie z.B. das Festhalten von Gedanken an erlittene Kränkungen oder vermeintliches Unrecht. Hierzu gehört auch das Anklammern an vorgefasste Meinungen, Gewohnheiten und Autoritäten, ohne diese zu hinterfragen. Dies äussert sich dann häufig als eine Fixierung auf sinnentleerte Rituale und Verhaltensweisen. Unwissenheit und Ignoranz sind hierbei fast immer die zentralen Aspekte.

Symptome: z.B. Abneigung, Ängstlichkeit, Depression, mangelndes Selbstvertrauen, Tatenlosigkeit und geistige Lähmung, Disziplinlosigkeit und Suchtverhalten. Des Weiteren: Trägheit, Faulheit etc. Aber auch: Eitelkeit, Stolz, Fanatismus, Autoritätshörigkeit, Hass, Rassismus, Nationalismus, „Heimattümelei“, Fremdenfeindlichkeit, nachtragendes Denken und Verhalten. in der Praxis ist selbstverständlich jede Form des „Anhaftens“ immer eine Mischung und Überlagerung dieser Aspekte.

Bild: die Versuchungen des heiligen Antonius

„Karma“

  • Definition: tiefsitzende, „energetisch“ stark aufgeladene, und intensiv im „morphischen Feld“ gebundene, und dadurch lange wirksame Informations-Konglomerate werden als „Karma“ bezeichnet. Diese Art der „Anhaftungen“ bzw. „Erfahrungsinformationen“ sind die fundamentale „Substanz einer Seele“, Sie sind verantwortlich für die grundlegende „Erscheinungsform“ eines „EGOs“.
  • Sie betreffen alle Filterebenen, vermutlich auch die der materiellen Ebene der DNA. In diesem Zusammenhang ist es wohl so, daß es eventuell jenseits der DNA noch andere, vergleichbare, uns aber unbekannte „nicht-materielle“ Speichermedien für die unterschiedlichen Informationsarten geben muss.
  • „Karmische Strukturen“ überschreiten daher wohl teilweise den Speicherort der „individuellen Seele“ und sind dadurch sozusagen als „kollektive Seele“ auch Teil des „kollektiven Unbewussten“.
  • „Anhaftungen“ und „Karma“ sind im Prinzip identisch, und unterscheiden sich nur durch die Intensität ihres Speichereffektes und die Dauer und Stärke ihrer Wirksamkeit. In Analogie zu einem Computerspiel könnte man vielleicht sagen: „Karma“ bewirkt in erster Linie den „Spiel-Level“ einer Spielfigur, „Anhaftungen“ beeinflussen vor allem das aktuelle „Spielgeschehen“ innerhalb dieser „Spielebene“. Ursache dieser unterschiedlichen Erscheinungsform ist die „energetische Aufladung“ der entsprechenden „Erfahrungsinformation“.
  • Den stärksten Effekt zur Speicherung haben hierbei alle Erfahrungen, die von „Angst“, gleich welcher Ausrichtung, geprägt sind. „Angst“ in all ihren Erscheinungsformen ist letztendlich der emotionale Wesens-Kern einer jeden „Anhaftung“ und eines jeden „Karmas“.

Angst

  • „Angst“ ist ein Zustand, in dem ein „Individuum“, d.h. ein „EGO“, die Gefahr empfindet, ein materielles oder immaterielles Defizit zu erleiden und dadurch seine körperliche, geistige, soziale und spirituelle „Unversehrtheit“ - „Ganzheit“ - zu verlieren. „Angst“ ist der drohende Verlust einer wie auch immer gearteten „Vollständigkeit“.
  • Diese „Angst“ kann direkter Natur sein, d.h. man hat „Angst“ vor irgend einem Ereignis oder einer Situation, oder um einen „Besitz“ gleich welcher Art.
  • Sie kann allerdings auch indirekt sein. Dies entspricht dann der „Erinnerung“ an die „Angst“, die durch ein eigenes bewusstes oder absichtliches - „schuldhaftes“ -Verhalten in einem anderen Lebewesen verursacht wurde.   >>>

„Gut ist es, die Heimat zu lieben.

Besser ist, in jedem Land eine Heimat zu finden.

Am Besten ist es aber, nirgendwo eine Heimat zu brauchen.“ (N.N.)

 

 



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AUSBLICK

und Zusammenfassung

  • Gedanken“ sind die Urbilder eines jeden „Wirklichkeitshologramms“. Ihre Art und ihr Inhalt sind für dessen Ausformung verantwortlich.
  • Die „Anhaftungen“ der „Seele“, bzw. das „Karma“ stellen Filter dar, durch die sozusagen das „Licht“ der „Ursachenebene“ leuchtet. Dieses „göttliche Licht“ ist der ursächliche Wesenskern, die „Substanz“ jeglicher abgebildeten Existenz, gleich welcher Art.
  • Diese „Filter“ bewirken eine massive Reduzierung der Informationsmenge des „Abbildungslichtes“ aus der „Ursachenebene“. Die in diesen „Filtern“ gespeicherte „Erfahrungsinformation“ verursacht je nach ihrer Art ein fehlerhaftes und verzerrtes „Wirklichkeitsabbild“.
  • Angst als starke Emotion und wesentlicher Inhalt eines jeden „Filters“, ist dadurch die Ursache für die Projektion eines unvollkommenen und dadurch in der Folge „leidbehafteten“ Abbild als Wirklichkeit. „Anhaftungen“ und „Karma“ sind insofern ganz allgemein die Grundlage des „Leids“.
  • Die Intensität der Auswirkung einer jeden „Anhaftungen“ auf das von ihr beeinflusste Abbild ergibt sich aus der „mentalen Energie“, die ihr durch die „Erfahrung“ eines „EGOs“ übertragen wurde. Hierbei wirken die zu „Wort“ gewordenen Gedanken stärker als bloße Gedanken. Die stärkste Auswirkung haben „Taten“.
  • Anhaftungen“ sind gleichbedeutend mit „ungünstigen“ Eigenschaften, die den freien Blick auf das Wesen des „Selbst“ verstellen. Hierbei ist es so, dass die „guten“, „positiven“ und angenehmen Eigenschaften eines Menschen keine eigenständige Existenz haben, die es gezielt zu fördern gilt.
  • „Gute“ Eigenschaften eines Menschen sind lediglich die Auswirkung des ungehindert durchdringenden „göttlichen Lichts“. „Schlechte“ Eigenschaften sind der Schatten. Und Schatten ist nur das Fehlen des Lichts.
  • Wer Fortschritte in dieser Hinsicht in seiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung erzielen möchte, sollte daher nicht in erster Linie auf die „guten“ Aspekte achten. Dies führt häufig nur zu Heuchelei und Selbstbetrug. Es ist besser, sich vor allem auf das Lösen von „Anhaftungen“ zu konzentrieren.

Weblinks:


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Zitate:

Buddha

  • Der Mensch leidet, weil er Dinge zu besitzen und zu behalten begehrt, die ihrer Natur nach vergänglich sind. (Buddha).
  • So wie der Acker verdorben wird durch Unkraut, wird der Mensch verdorben durch seine Gier.  (Buddha)
  • Unter den Idealen, die einen Menschen über sich selbst und seine Umwelt hinausheben können, gehört die Ausschaltung weltlicher Begierden, Ausmerzung von Trägheit und Verschlafenheit, Eitelkeit und Geringschätzung, Überwinden von Ängstlichkeit und Unruhe und Verzicht auf Misswünsche zu den wesentlichsten. (Buddha)

Jesus von Nazareth

  • 25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? 26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? 27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? 28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. 29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. 30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! 31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
  • „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Markus 10,25).
  • Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich. (Matthäus 5,3)

Die Versuchung Jesu

  • 1 Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. 2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. 4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. 5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel 6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht 9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. 10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. 11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.

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Jetsün Drakpa Gyaltsen (1147-1216):

die Befreiung von den vier Anhaftungen

 

Jedes Verhalten, das dem Dharma widerspricht, muss beendet werden, und daher, um das Dharma auf richtige Weise zu praktizieren, folgt hier die Anweisung über die „Befreiung von den vier Anhaftungen“, die ich euch nun zu Gehör bringe:

  • Hängst du an diesem Leben, bist du kein wahrhaft spirituell Praktizierender,
  • hängst du an Saṃsāra, hast du keine Entsagung,
  • hängst du an deinem eigenen Selbstinteresse, hast du kein Bodhicitta*
  • ist Greifen vorhanden, hast du nicht die Sicht.“

 

1. Die Anhaftung an dieses Leben aufgeben

Als erstes müssen wir die Anhaftung an dieses Leben aufgeben: Werden Disziplin, Studium, Reflexion und Meditation nur zum Wohle dieses Lebens ausgeübt, verzichte auf sie, denn das ist kein Dharma!

  • Betrachten wir zuerst die Disziplin: Ihre Praxis ist die Ursache für das Erlangen höherer Bereiche; sie ist die Treppe zur Befreiung und das Heilmittel, das Leid beseitigt. Ohne Disziplin kann man nichts erreichen, doch hält man sie aus Anhaftung an dieses Leben ein, ist sie die Hauptursache der acht weltlichen Belange**. Du kritisierst jene, die sich schlecht verhalten, bist eifersüchtig auf die, die wahre Disziplin besitzen, das macht deine eigene Disziplin zu reiner Scheinheiligkeit und sät die Keime für eine Geburt in den niederen Bereichen: Verwirf also diese falsche und künstliche Disziplin.
  • Ein Mensch, der Studium und Reflexion nachgeht, verfügt über den Reichtum der Aneignung allen Wissens, er trägt eine Fackel, die Unwissenheit vertreibt, kennt den Pfad, den es fühlenden Wesen zu zeigen gilt,und besitzt den Samen des Dharmakāya. Studium und Reflexion sind somit unverzichtbar, aber jene, die ihnen aus Anhaftung an dieses Leben nachgehen, besitzen stattdessen einen Reichtum an Stolz und Arroganz, Verachtung für die, deren Gelehrsamkeit und Kontemplation geringfügiger sind, und Eifersucht auf alle, die auf authentische Weise studieren und reflektieren. Da sie ständig auf der Suche nach Schülern und Wohlstand sind,weisen sie die Hauptursache für das Erlangen der niederen Bereiche: Verzichte also auf Studium und Reflexion, die auf den acht weltlichen Belangen beruhen!
  • All jene, die sich in Meditation üben, besitzen das Gegenmittel zu negativen Emotionen, die Grundlage für das Bewältigen des Pfades zur Befreiung, den Reichtum des Erkennens des natürlichen Zustands und den Samen für das Erlangen der Buddhaschaft. Meditation ist somit unverzichtbar, aber jene, die nur im Gedanken an dieses Leben meditieren, werden selbst in der Abgeschiedenheit Beschäftigung und Vergnügungen finden, werden ihre Rezitationspraxis zu sinnlosem Geplapper machen, auf jene herabschauen, die wahrhaft studieren und reflektieren, und eifersüchtig auf andere Meditierende sein; während ihre eigene Praxis nichts als Ablenkung ist: Gib also diese Meditation auf, die auf den acht weltlichen Belangen beruht!

 

2. Die Anhaftung an Saṃsāra aufgeben

Um Nirvāṇa zu erreichen, das jenseits allen Leidens liegt, musst du die Anhaftung an Saṃsāras drei Bereiche *** überwinden. Und um die Anhaftung an die drei Bereiche aufzugeben, reflektiere über die Unzulänglichkeit samsarischer Existenz:

  • Als Erstes gibt es das Leiden am Leid, welches das Leid der drei niederen Bereiche ausmacht. Wenn du dies tiefgehend kontemplierst, wird es dich erschauern lassen. Wenn es dich tatsächlich trifft, wirst du es nicht ertragen können. Doch solange du es unterlässt, die Tugend der Beherrschung zu praktizieren, bereitest du weiterhin die Felder der niederen Bereiche vor. Und dort wird an allen Orten nichts als Schrecken auf dich warten!
  • Denke über das Leiden an Veränderung nach, und wie man von den höheren in die niederen Bereiche fallen kann, wie Indra, der Herrscher der Götter, als gewöhnlicher Sterblicher wiedergeboren werden kann, wie sich Sonne und Mond verfinstern können, und der Gebieter der Welt als einfacher Knecht wiedergeboren werden kann. Wir sollten solchen Beispielen Glauben schenken, da sie den [kanonischen] Schriften entstammen, doch für gewöhnliche Wesen sind sie schwer zu begreifen. So schau dir einfach mit eigenen Augen die Veränderungen unter den Menschen an: Die Reichen werden zu Bettlern, die Einflussreichen verlieren ihre Macht, von vielen Menschen überlebt nur einer...und so weiter, über unsere Vorstellungskraft hinaus.
  • Um über das alles durchdringende Leid der bedingten Existenz zu kontemplieren, sieh, wie die Dinge, die es zu tun gibt, endlos sind, wie alles und jeder vom Leid geplagt ist, die Wohlhabenden genau wie die Hungrigen. Wir verbringen unser ganzes Menschenleben mit Vorbereiten, und inmitten unserer Vorbereitungen rafft uns der Tod dahin; doch nicht einmal im Tod finden unsere Vorbereitungen ein Ende, da wir erneut damit beginnen, uns für das nächste Leben bereit zu machen. Wie abwegig ist doch das Verhalten jener, die an dieser Anhäufung von Elend, aus der Saṃsāra besteht, anhaften. Befreit von derartiger Anhaftung erlangen wir Nirvāṇa, und mit dem Nirvāṇa erlangen wir dauerhafte Glückseligkeit. Ich singe über meine Verwirklichung – Freiheit von Anhaftung an dieses Leben und an Saṃsāra.

 

3. Die Anhaftung aufgeben, nur an sich selbst zu denken

  • Nur mich allein zu befreien, wird jedoch nichts nutzen, da alle fühlenden Wesen der drei Bereiche meine Väter und Mütter sind. Wie abscheulich wäre es, meine Eltern im schlimmsten Leid zurückzulassen, während ich nur Glück für mich allein erhoffe und erstrebe. Möge das Leid aller drei Bereiche daher in mir zur Reife kommen, möge mein Verdienst den fühlenden Wesen zugute kommen, und mögen, durch den Segen dieses Verdienstes, alle Wesen Buddhaschaft erlangen!

 

4. Die Anhaftung an Eigen-Existenz aufgeben

 

Wie weit ich mich im Dharma auch entwickelt haben mag, solange das Greifen nach einem Selbst existiert, besteht keine Freiheit.

Genauer gesagt:

  • Greifst du nach Existenz, gibt es keine Befreiung;
  • greifst du nach Nicht-Existenz, gibt es keine höhere Wiedergeburt;
  • greifst du nach beiden, bist du einfach unwissend,

strenge dich also an, so gut es geht, in Nicht-Dualität zu verweilen! Alle Dinge und Ereignisse gehören dem Bereich des Geistes an:

  • Ohne nach etwas zu suchen, das die vier Elemente erschafft, sei es bloßer Zufall oder ein allmächtiger Gott, verweile daher, so gut es dir gelingt, in der innersten Natur des Geistes!
  • Die Natur der Erscheinungen gleicht einer magischen Illusion, und sie entstehen aufgrund von Abhängigkeit.

So verhält es sich mit den Dingen, und dies lässt sich nicht in Worte fassen. Verweile also, so sehr du kannst, in diesem Zustand jenseits aller Beschreibungen!

 

Mögen durch das Verdienst dieser Tugend – dem Darlegen der „Befreiung von den vier Anhaftungen“, alle sieben Klassen von Lebewesen zur vollendeten Stufe der Buddhaschaft geleitet werden!

 

 

* das Streben nach Erleuchtung (Bodhi). Bodhichitta ist dabei die selbstlose Entschlossenheit, das Ziel der Erleuchtung nicht aus Eigennutz, sondern zum Wohle aller Wesen zu erlangen.

** Lob oder Tadel: der persönliche Wert wird in Beziehung zu anderen Individuen vermehrt oder vermindert;

• Erwerb oder Verlust: materieller Besitz und Wohlstand werden vermehrt oder vermindert:

• Freude oder Leid: das persönliche Glück – Wohlbefinden, Gesundheit – wird vermehrt oder vermindert;

• Ruhm oder Schande: das Ansehen in der Gesellschaft wird vermehrt oder vermindert.

*** die drei Bereiche des Daseins: diese Welt- Bhuloka; die Unterwelt-Naraka; die himmlische Welt-Svarga. Sie durchläuft der Mensch in Geburt und Tod. Samsara besagt somit den Kreislauf ewigen Werdens und Vergehens alles Seienden.

 

Wunderbarer als alles Glück auf Erden oder im Himmel,

größer als die Herrschaft über die ganze Welt

ist die Freude des ersten Schrittes auf dem Pfad der Erleuchtung.

(Buddha)